6. Tag: Samstag, 19. April 2014

Ach, was für ein schöner Morgen. Das tägliche Wiegen hat uns zu Freudensprüngen veranlasst. Zunahmen zwischen 5 Gramm und 45 Gramm. Herr Rot hat satte 10 Gramm zugelegt und setzt sich jetzt schon viel, viel kräftiger gegen seine Geschwister durch.

 

Frau Grün liegt klar ganz vorne. Gestern schon ein kräftiges Plus von 35 Gramm und heute nochmal von beachtlichen 45 Gramm. Sie ist ja auch die Frechste und schreit, was die Lungen hergeben, wenn es nicht schnell genug geht.

 

Herr Azur ist der erste, der die 500 Gramm-Marke heute morgen geknackt hat. Mit 45 Gramm Plus wiegt er nun 505 Gramm. Er kann auch ganz gut schreien. Ob das wohl irgendwie zusammenhängt?

 

Frühzeitige neurologische Stimulation

Wir haben heute mit der frühzeitigen neurologischen Stimulation begonnen.

 

In vielen Tierzuchten ist der Glaube, dass Leistungsfähigkeit vererbt werden, die Basis für Selektion und Führung. Schon vor vielen Jahren unternahmen die Forscher Charles Darwin und Francis Galton Versuche, die Vererbung von Leistung zu verstehen und darzustellen. Aber erst in den letzten Jahrzehnten ist es gelungen, gute Schätzungen auf Basis wissenschaftlicher Daten zu erstellen. Cunningham (1991) studierte Pferde - mit seinen Daten über Halbbrüder und Halbschwestern gelang es ihm, gute Schätzungen der Vererbung von Leistung zu machen. Seine Daten zeigten, dass Schnelligkeit nur zu 35% vererbt wird. Das bedeutet, dass die restlichen 65% durch andere Einflüsse zustande kommen, wie Training, Führung und Ernährung.

 

Obwohl Cunninghams Arbeit sich nur auf Pferde beschränkte, so zeigt es trotz dessen wieviel der Leistung tatsächlich vererbt wird und durch andere Faktoren zum Ausdruck kommt. Wissenschaftler haben dieses Phänomen untersucht und haben nach Wegen gesucht, Individuen so zu stimulieren, dass ihre Leistungsfähigkeit maximal zum Ausdruck gebracht werden kann. Einige der Methoden, die gefunden wurden, haben einen lebenslanglänglichen Einfluss. Heute können viele der Unterschiede zwischen Individuen durch die Verwendung frühzeitiger Stimulationsmethoden erklärt werden.

 

Der Mensch hat schon immer versucht, Leistung zu verbessern. Einige Methoden, die entwickelt wurden, werden noch heute angewandt, andere gerieten in Vergessenheit. Die Ersten die sich diesem Thema wissenschaftlich annahmen, glaubten dass das frühe Leben die wichtigste Zeit für eine Stimulation von Leistung und Entwicklung, da zu diesem Zeitpunkt ohnehin soviel Wachstum und Entwicklung vorhanden ist. Heute wissen wir, dass das frühe Leben genau der Zeitabschnitt ist, wo die Unreife dazu beiträgt, dass bestimmte Stimulationen besonders wirksam sind. Da der frühe Abschnitt der ersten Lebensmonate so wichtig ist, sind die Studien großteils darauf fokussiert.

 

Neugeborene Welpen unterscheiden sich sehr von erwachsenen Tieren. Bei der Geburt sind die Augen geschlossen, die Verdauung kann ohne Stimulation durch das Muttertier in Form von Lecken nicht funktionieren. In diesem Alter können die Welpen nur riechen, saugen und krabbeln. Die Körpertemperatur wird durch kuscheln an der Mutter oder den Geschwistern erhalten. Während diesen ersten Lebenswochen haben Wissenschaftler bemerkt, dass diese noch nicht entwickelten Hunde auf bestimmte Stimulationen reagieren. Die Stimulationen sind Veränderungen der Temperatur, Berührungen, Bewegung und Fortbewegung.

 

Andere Studien bezüglich frühzeitiger Stimulationen wurden erfolgreich an Hunden und Katzen durchgeführt. Das Elektroenzephalogramm (EEG) war dabei hervorragend in der Messung der elektrischen Hirnaktivität, da es sehr sensibel auf Veränderungen reagiert, die durch Aufregung, Stress, Muskelanspannung, Veränderungen der Sauerstoffversorgung und Atmung verursacht werden. EEG-Messungen zeigten, dass Welpen die frühzeitige Stimulationen ausgesetzt worden waren, sich im Vergleich zu ihren geschonten Geschwistern schneller entwickelten und eine bessere Leistung in Problemlösungsaufgaben zeigten.

 

Das U.S. Militär hat in seinem Hundeprogramm eine Methode entwickelt, die funktioniert und als Richtlinie übernommen worden ist. In einem Versuch die Leistung der Hunde, die zu militärischen Zwecken benutzt werden, zu verbessern, wurde das Programm „Bio Sensor“ entwickelt. Später wurde das Programm unter dem Begriff „Super Dog“ bekannt. Auf der Basis jahrelanger Untersuchungen lernte das Militär, dass frühzeitige neurologische Stimulation wichtige und nachhaltige Wirkungen haben kann. Ihre Studien bestätigten, dass es spezifische Zeitabschnitte im frühen Leben gibt, in denen solche Stimulationen eine optimale Wirkung haben.

 

In diesem Programm wurden fünf Übungen verwendet, die eine neurologische Stimulation erzeugen. Jede Trainingseinheit beinhaltete einmal am Tag die Welpen in die Hand zu nehmen. In dieser Trainingseinheit wird eine nach der anderen von insgesamt fünf Übungen ausgeführt.

 

1) Taststimulation (zwischen den Zehen)

2) Kopf nach oben halten

3) Kopf nach unten halten

4) Rückenlage

5) Thermale Stimulation

 

Diese fünf Übungen erzeugen neurologische Stimulationen, wovon keines in der natürlichen Umgebung des Welpens zu dieser Lebenszeit erfahren werden kann. Diese Übungen kurbeln das neurologische System an, so dass es sich schneller entwickelt. Dadurch erhält der Welpe Fähigkeiten, die ihm später einen Vorteil gegenüber anderen Hunden geben. Züchter, die regelmäßig mit ihren Welpen spielen und anfassen, sollten dies weiterhin tun. Die neurologischen Übungen sind kein Ersatz für regelmäßiges berühren, spielen, Sozialisierung und Beziehungen.

 

Fünf Vorteile sind bei Hunden beobachtet worden bei denen „Bio Sensor“ Übungen gemacht worden sind. Diese waren:

1) verbesserter Herzrhythmus (Herzschlag)

2) stärkere Herzschläge

3) stärkere Nebennieren

4) stärkere Stresstoleranz

5) stärkeres Immunsystem

 

In Versuchen bezüglich Lernfähigkeit zeigten die stimulierten Welpen eine höhere Bereitschaft für Erkundigungen und waren aktiver als ihre Wurfgeschwister, bei denen die Übungen nicht gemacht wurden. Sie waren auch in Wettbewerbssituationen ihren Wurfgeschwistern gegenüber überlegen. Desweiteren wurden Effekte bezüglich der Leistung während der Tests beobachtet. In einem einfachen Problemlösungstest – das Herausfinden aus einem Labyrinth - waren die Welpen, die nicht stimuliert worden, aufgeregt, jammerten viel und machten viele Fehler. Die Welpen jedoch, die stimuliert worden waren, waren viel ruhiger während des Versuches, machten viel weniger Fehler und jammerten sehr selten.

 

(* Auszüge aus der englischen Übersetzung von Dr. Carmen L. Battaglia, Roswell, Georgia

Quelle: Cavalier King Charles Spaniel Bonitos Companeros, 18.07.2011)